Veranstaltungen 2018

Die verletzliche Gesellschaft

Das Regieren wird nicht einfacher. Die weltweiten, sich ständig verändernden politischen Gegebenheiten und globalen Herausforderungen finden ihren Niederschlag in der Innenpolitik. Deshalb besteht die oberste Sorge der Verantwortlichen immer darin, den sozialen Frieden zu bewahren.

Driftet die Gemeinschaft womöglich in eine wachsende soziale Ungleichheit, obwohl die deutsche Wirtschaft  boomt? Menschen in eine Arbeit zu bringen, von der man leben kann, statt Hartz IV zu beziehen, bleibt daher ein wichtiges Ziel. Ohne Vernetzung und Computertechnik wäre man dabei ganz verloren. Der Segen der Digitalisierung ist greifbar, aber die Möglichkeit des Missbrauchs gewaltig. Auch durch die Zuwanderung sieht sich die Gesellschaft vor ganz neue Aufgaben gestellt: Unterschiedliche Lebensweisen und Glaubensfragen treten plötzlichin den Vordergrund. Wie tolerant werden wir sein? Wenn da nicht immer die Angst vor pseudo­ religiösem Terrorismus stünde, der zu der Frage führt, wie sicher wir uns denn wirklich fühlen können. Gewaltbereitschaft ist immer beängstigend, und für Enthemmung und Entgrenzung gibt es Begründungen. Die Frage ist nur, wieviel  Konfliktpotential eine freiheitliche Demokratie verträg

Das Vorbereitungsteam: Maria v. Egidy, Heiner Emde, Dr. Sibylle Groß, lnge Keitel, lngeborg Krug, Dr. Hans-Eberhard Köpp, Dr.Erika Wahl


 

Mittwoch, 17. Januar 2018, 20 Uhr, Gemeindesaal Immanuel

Thema: »Spaltet die wachsende Ungleichheit unsere Gesellschaft?«

Referent: Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Stefan Hradil, Institut für Soziologie, Universität Mainz

Wachsende soziale Ungleichheit ist eine Gefahr für Gesellschaft und Demokratie. Der Zusammenbruch der Sozialistischen Systeme hat im Westen eine Entfesselung der Marktkräfte begünstigt. Die Notwendigkeit einer sozialverträglichen Steuerung der Marktkräfte geriet aus der Optik. Dass die soziale Marktwirtschaft ein gutes Modell war, dass auch Finanzmärkte einer Steuerung bedürfen, kommt allmählich wieder ins Bewusstsein. Soziale Ungleichheit in unserem Land wird selbst in OECD-Studien thematisiert.  Wachsende Einkommens- und Vermögensunterschiede, Arbeitsmärkte mit prekären, befristeten, ausbeuterischen Lohnverhältnissen, ungleiche Bildungschancen, Kinderarmut, Altersarmut, ungleiche Möglichkeiten in der Gesundheitsvorsorge bei Armen und Reichen sind Spaltfaktoren und Fehlentwicklungen, die den sozialen Frieden bedrohen, ja zerstören können. Trotz oder auch wegen des Globalisierungsdrucks sind unsere Politiker hier akut gefordert.  Prof. Hradil, renommierter Soziologe aus Mainz, spricht zu uns über diese aktuelle soziale Problematik. Nutzen Sie die Chance, kommen Sie und diskutieren Sie mit.

Erika Wahl

 

 

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 Stefan Hradil


 

Mittwoch, 7. Februar 2018, 20 Uhr, Gemeindesaal Immanuel

Thema: »Digitalisierung: Möglichkeiten und neue Gefahren?«

Referent: Dr. Robert Helling, theoretischer Physiker und Mitglied im Chaos Computer Club München

 Das Internet ist heutzutage omnipräsent: Jederzeit kann man  Wissenslücken auffüllen und Dienste jeglicher Art in Anspruch zu nehmen, von der Verkehrsstau-oder Regen-App zum Online- banking oder Videoaufzeichnungen; in Sekundenschnelle machen digitale Technologien ungeahnte und internationale  gesellschaftliche Teilhabe möglich. Jeder Mensch kann (fast)alles in den sozialen Netzwerken veröffentlichen und den Adressaten im fernsten Winkel der Erde erreichen. Die Menschheit ist (fast) komplett miteinander vernetzt! Und: Jeder Nutzer hinterlässt im Internet seinen persönlichen „Fußabdruck“.

Mit so einem mächtigen Instrument entstehen natürlich auch Bedrohungen, schreibt unser Referent Dr. Robert Helling:  „Leicht bilden sich neue Monopole, die immer mehr in sich „hineinziehen“. ...  Staaten und Konzerne drohen zu übermächtigen Überwachern aller Aspekte des Lebens zu werden.“  Datendiebstahl, kriminelle Geschäftsmodelle, Lösegelderpresser durch Angriffstrojaner: Nicht nur Einzelpersonen sind betroffen, sondern der Deutsche Bundestag, Die Telekom, die deutsche Bahn und  britische Krankenhäuser waren schon lahm gelegt.  „Cyberwar“ ist zu einem Begriff geworden.

Diesen janusköpfigen Charakter des Digitalen werden wir diskutieren, und Wege sollen beleuchtet werden, wie jeder selbstverantwortlich über das persönliche Gleichgewicht aus Nutzen und Preisgabe entscheiden kann.  Das wird uns der theoretische Physiker und Mitglied im Chaos Computer Club München erklären.

Da wird man wohl aus dem Staunen nicht mehr herauskommen?!

Maria v. Egidy

 

 

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Dr. Robert Helling


 

14. März 2018, 20 Uhr, Gemeindesaal Immanuel

Thema: „Lebensweisen – Glaubensfragen“  Zum interreligiösen Dialog

Referentin: Gönül Yerli, bayerische Muslima – Pädagogin, Penzberg

„Eigentlich sollte es keinen Deutschen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, heutzutage noch interessieren, wann und wo und wie andere Deutsche zu ihrem Gott beten, ob sie Muslime, Christen, Juden oder säkular sind“, schrieb Tomas Avenarius in der Süddeutschen Zeitung.

So ähnlich sieht es auch Gönül Yerli, Vize-Direktorin des Islamischen Forums Penzberg. Sie engagiert sich leidenschaftlich für ein gelingendes Europa, in dem Demokratie gelebt wird und wo die in den Religionen vorhandenen Ressourcen von Wissenschaft und Ratio ausgeschöpft werden. Religion ist für sie nicht die einzige, aber eine unverzichtbare Quelle von Werten einer Gesellschaft. Auf der konkreten Ebene des Miteinanders und im Dialog entscheidet sich ein friedliches Miteinander. So gibt sie Sprach- und Integrationskurse und freut sich, jederzeit mit Menschen anderer Weltanschauung in Kontakt zu kommen.

Sie arbeitet eng mit Imam Benjamin Idriz der dortigen gemeinnützigen Islamischen Gemeinde zusammen, die übrigens unser Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bereits vor einigen Jahren gerne besucht hat.

Inge Keitel

 

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Gönül Yerli


 

Mittwoch, 18. April, 20:00 Uhr, Immanuel Gemeindesaal

Thema: »Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt – Gefahren für unsere Gesellschaft?«

Referent: Prof. Dr. Andreas Zick, Universität Bielefeld, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG)

Das Respektieren von Menschenwürde, von Gleichwertigkeit der Menschen ist Basis für eine funktionierende Demokratie, für eine stabile Gesellschaft. Mit Sorge beobachten wir eine zunehmende Verrohung, die Abwertung Andersdenkender, ungehemmte Verbalattacken im Internet, hemmungslose Bedrohung von Personen, auch öffentlichen Funktionsträgern, das Ausagieren von Hass und Gewalt auf unterschiedliche Weise. Anstand im Umgang miteinander, Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Fremden scheinen zu schwinden. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Abwertung bestimmter Gruppen tauchen als bedrohliche Spaltfaktoren auf wie Schatten aus dunkler deutscher Vergangenheit. Was passiert hier mit unserer Gesellschaft und weshalb? Kann dieser Entwicklung entgegengewirkt werden? Mit Prof. Zick haben wir einen herausragenden Forscher zu diesen brennenden Fragen gewinnen können, der seine wissenschaftliche Expertise engagiert in die Politikberatung einbringt und vielfältig öffentlich kommuniziert. Die DFG hat ihn 2016 dafür mit dem Communicator Preis ausgezeichnet.       

Erika Wahl

 

Prof. Dr. Andreas Zick


 

Mittwoch, 16. Mai 2018 um 20 Uhr, Gemeindesaal Immanuel

Referent: Dr. Peter-Paul Gantzer, Vizepräsident des Bayerischen Landtags

Thema: »Ist unsere Sicherheit sicher?«

Wir können uns relativ sicher fühlen, das hat uns schon der Polizeipräsident Andrä im letzten Jahr „versichert“. Allerdings stimmt auch, dass es eine neue Bedrohung durch terroristische Anschläge gibt, und Gangster operieren sowieso immer einen Schritt voraus. Können wir also auf unseren Staat vertrauen, obwohl doch schon viele eklatante Pannen durch die Verwaltungsämter in Deutschland passiert sind? Auf eine Anfrage der Grünen wurde im vergangenen Jahr bekannt, dass es in Bayern 1,16 Millionen Schusswaffen gibt, die 230 000 Personen gehören. 33 198 kleine Waffenscheine seien neu ausgestellt worden. Es starben oder wurden durch Schusswaffen schwer verletzt:  41 Personen, darunter die 9 Opfer des Münchner Amoklaufs. Wie soll man diesem Trend begegnen? Gantzer hat da einige Ideen.

Das Thema Sicherheit hat den Juristen und Experten der SPD in dieser Frage Zeit seines Lebens beschäftigt. Was kann man gesetzmäßig tun, um den Bürgern möglichst optimale Sicherheit angedeihen zu lassen? Jahrzehnte lang knüpfte Peter Paul Gantzer Kontakte zu Polizei und Behörden, er erarbeitete im Sicherheitsausschuss mit Innenminister Herrmann Anweisungsstrukturen und neue Konzepte.

                                                                                                                                      Maria v. Egidy

 

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Dr. Peter-Paul Gantzer 


 

Mittwoch, 6. Juni 2018, 20 Uhr, Gemeindesaal, Immanuel

Referent: Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Arbeitsagenturen der Bundesagentur für Arbeit

Thema: »Arbeit statt Hartz IV«

Die Arbeitslosenquote betrug zu Beginn des Jahres 2018 bundesweit 5,3 %, die niedrigste seit Jahrzehnten. Diese Tatsache verschafft der Regierung Luft zum Durchatmen und eine Menge mehr Einnahmen, solange die Wirtschaft boomt.  Allerdings gibt es immer noch mehr als 1.000.000 Langzeitarbeitslose in Deutschland, die seit 2005 nicht aus der staatlichen Grundsicherung herauskommen und für den Staat nach wie vor ein großes Problem darstellen.

Bisher galt der Grundsatz, diesen Menschen Weiterbildung und Qualifikation anzubieten und damit zu versuchen, neue berufliche Möglichkeiten zu erschließen. In der Praxis zeigen sich aber die Mängel des Systems: Akademische Programme sind nicht für jedermann geeignet. Ob die Motivation zu arbeiten nicht doch erfolgversprechender ist? Könnte man sich nicht einen staatlich subventionierten Arbeitsmarkt vorstellen, der die Arbeit statt Hartz IV bezahlt? Arbeit verschafft Selbstbewusstsein, Würde, Routine und Aufstiegsmöglichkeiten. Die Weiterbildung darf nicht ausgeschlossen sein. Jedenfalls braucht man eine Menge Kreativität, um möglichst viele Menschen in „Lohn und Brot“ zu bringen. Worin genau liegt denn das Problem, Herr Holtzwart?

 

 

                                                                                                                                   Maria v. Egidy